Treffen wir als Ingenieure oder Physiker auf Singularitäten, können wir den cauchyschen Integralsatz bzw. den Residuensatz anwenden und umschiffen die, zB. punktierte Stelle, in der komplexen Ebene, auf einer relativ kompakten, einfach zusammenhängenden Umgebung der Urbildmenge einer von uns anzuwendenden Funktion. Oder wir verlassen unseren Schreibtisch um zB. einer Resonanzkatastrophe zu entgehen.

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A. Reckwitz spricht als Soziologe von Singularitäten in seinem Buch ‚Die Gesellschaft der Singularitäten. Zum Strukturwandel der Moderne‘. Welche Moderne betrifft das, die Klassische-, Spät- oder die Post-Moderne, wo stehen wir. Befinden wir uns noch in einem frühen Zustand, in einem Transformationsprozess, oder ist schon eine Ablösung festzustellen, ein Bruch mit der Moderne, sind wir postmodern. Die Reckwitzschen Singularitäten als Ursache und Ausdruck einer Krise des Allgemeinen waren sicher schon in der Vormoderne virulent, unter anderen Namen. Als aktuelles, nahezu flächendeckendes Phänomen in den westlichen Gesellschaften der ersten Welt, sind sie allerding erst seit wenigen Dekaden prominent, als ein nicht dialektisches, ohne erkennbare teleologische Substanz sich weiter ausbreitendes, globales Phänomen. Fukuyamas ‚Ende der Geschichte‘ als Beginn der Geschichten der Singularitäten, der unendlichen Geschichten. Sie sind wohl unumgänglich, nicht umschiffbar.