Eine der idealtypischen bürgerlichen Vorstellungen eine gute Zeit zu haben, ist das Lesen eines guten Buches am Abend, in einem bequemen Sessel sitzend, in der Nähe eines offenenen Kamins, mit einem unterhaltsamen Feuer und sich ein gutes Glas Wein dazu kredenzend. Ich will hier versichern, das gute Buch während einer Zugfahrt nach Triest, durch die Nacht reisend, zu lesen, ist von vergleichbarer Qualität. Vielleicht die Essays von Montaigne mit einem Glas Bordeaux, am besten ein Sauternes vom Chateau d’Yquem, dem ehemaligen Stammsitz des Michel de Montaigne. Die kleine Auswahl an Essays die mir hier vorliegen sind gespickt mit Zitaten von Cicero, Seneca, Dante, Horaz, Vergil …

Michel de Montaigne © cc a
Château d’Yquem © cc b

Sie zeugen von der Belesenheit und der Vertrautheit des Autors mit dem Lateinischen, das er, der Überlieferung zufolge, besser sprach als alle seine Lehrer. „Doch wir mögen auf noch so hohen Stelzen steigen – auch auf ihnen müssen wir mit unsren Beinen gehen; und selbst auf dem höchsten Thron der Welt sitzen wir nur auf unsrem Arsch.“