nehmen wir nur einmal an, daß sich „unsere“ Demokratie über die Jahre als defekt* erwiese. Welche Disposition, welche Transformationen wären hierfür ursächlich. Gibt es Stabilitätskriterien für eine belastbare Demokratie, welches sind die Belastungen. Was wären postdemokratische Formen einer territorialen Herrschaft, die stabil und gerecht sind. Gibt es vor dem Hintergrund drohender bzw. bestehender gesellschaftlicher Schismen, alternative Herrschaftsmodelle, die diesen Rechnung tragen : alternative territoriale Geltungsbereiche unter Verletzung der bisherigen nationalen Integritäten, oder nichtterritoriale Kategorien eines herrschaftlichen Geltungsbereiches, wie z.B. Ethnien, Religion, Klassen u.v.a.m.

Intuitiv ordnen wir dem Begriff Gerechtigkeit in diesem Zusammenhang eine außerordentliche Bedeutung zu. Gleichwohl ist dieser, wie z.B. der Begriff Freiheit, vage, bzw. unbestimmt. Wir können diese Begriffe natürlich definieren, eingrenzen, durch ein positives Recht z.B. Ein überpositives Recht, Naturrecht, anzuerkennen, bedarf zumindest einer humanistischen Gesinnung. Die Transformationstechniken von Gesellschaften hinsichtlich einer solchen humanistischen Ethik, existieren allerdings nicht. Allein die Feststellung, daß der Begriff Gerechtigkeit dem Begriff Freiheit übergeordnet ist, ist kaum zu vermitteln bzw. unterliegt Verteilungsinteressen (Ressourcen etc.). An der Schwelle zum Anthropozän, stehen wir ebenso an der Schwelle zum post democratic age.

*A. Croissant, P. Thiery, Von defekten und anderen Demokratien, WeltTrends, Nr. 29, 2001 (beide Uni-Heidelberg)