Martin Walser spricht über ihn als Menschen mit moralischer Schönheit* und er sei in Bayern zum Preussen geworden, wie Schiller. Wenn wir in der Genauigkeit auch ein Prinzip sehen und anwenden wollen, wie hilfreich ist dies bei der Unterscheidung ( Trennschärfe ) zwischen Meinung und Wissen, ohne in den Untiefen von diversen Definitionen unterzugehen, zu stranden. Im Wissensgebiet fahren wir gut, wenn wir die Poppersche Falsifizierbarkeit zum Kriterium und Maßstab machen und Gegenteiliges zum Characteristikum der Meinung erheben. Das dem Faktischen Unterworfene ( Subjekt ) wird also ein Autonomiebereich zugestanden, das Meinungsgebiet, eine individuelle Sphäre, in der Erlebenswirklichkeit abgebildet und gestaltet wird. Eine zunehmende Komplexität im Wissensgebiet bedingt offenbar eine erhöhte Kreativität im Meinungsgebiet um eine individuelle Teilnahme (Internalisierung) an einer Realität möglich zu machen, zu gewährleisten.

V. Klemperer, Deutsche Fotothek‎, CC BY-SA 3.0 de
der Doktor (rite) des „dritten Reiches“und ehemaliger Arbeitsloser, gemeinfrei

Die mögliche Trennschärfe* liegt im Beobachter selbst, der, falls er auf Integrität, also Widerspruchsfreiheit, Wert legt, diese recht kleinteilig gestalten kann. Im Außenbereich treffen Wissen und Meinung in diskursfreien Gebieten aufeinander (soziale Medien). Die Aufgabe der Integrität als Ziel der Charakterbildung, als Persönlichkeitsmerkmal, ist einer Krise des Allgemeinen zuzuordnen. Individuen ohne diesen Selbstanspruch sind widerspruchsresistent und gewissenlos.

Belastungen (Stressoren) sind für diesen Personenkreis nicht characterbildend, sie legen ihn offen.

* M. Walser, Das Prinzip Genauigkeit, Laudatio auf V. Klemperer, Suhrkamp, 1996

*Trennschärfe, ein Begriff aus der Nachrichtentechnik, bezeichnet die Selektionsfähigkeit (Auflösung) einer Empfangseinrichtung