Georg Lukács, womöglich weniger eine Koryphäe, als eine Ikone des Neomarxismus, wobei auch Unrühmliches, wie zB. ein Schießbefehl, anzumerken ist, der, im revolutionären Kampf, gleich einem Negligée, zur Seite gewischt wurde, um nachdrücklich ein Allzeit bereit zu signalisieren. Der Herausgeber des Büchleins Gespräche mit Georg Lukács*, Theo Pinkus, ehedem Lehrling bei Rowohlt, Altkommunist dann Sozialdemokrat, Redakteur eines Organs der Kommunistischen Internationalen schaffte es, bei dem dritten Rowohlt Verlag*** dieses Büchlein unterzubringen, wobei Rowohlt ein ganz und gar bürgerlicher Verlag war, was daher als ein Kunststück, oder vielleicht auch eine kunstvolle Unterwanderung zu verstehen ist.
Das Werk Die Zerstörung der Vernunft** beabsichtigte, den deutschen Idealismus als Wegbereiter Adolf Hitlers zu desavouieren und den Begriff Vernunft in einer Ausschließlichkeit mit Hegelscher Dialektik zu verknüpfen. Deren teleologischer Kern, die universale Vernunft , blieb hierbei wohl ausser Betracht.
Heute beobachten wir die Zerstörung des öffentlichen Diskurses, ein Wesenselement einer menschlichen, rationalen Interaktion, durch den Verlust bzw. die Aufgabe der Integrität der Akteure. Zunehmende Irrationalität im ehemaligen Diskursraum wird dadurch zu einem Wesensmerkmal der Postmoderne, sie läutet das Ende der Illusionen ein.
* Gespräche mit Georg Lukács, mit, u.a., W. Abendroth, Rowohlt, 1967 !
** .. das Buch zeige am deutlichsten die Zerstörung von Lukács’ eigener Vernunft. Er (Adorno) kritisierte: „Nietzsche und Freud wurden ihm schlicht zu Faschisten, und er brachte es über sich, im herablassenden Ton eines Wilhelminischen Provinzialschulrats von Nietzsches ‚nicht alltäglicher Begabung‘ zu reden.“ T. W. Adorno
*** Autoren zu dieser Zeit : Kästner, Ringelnatz, Tucholsky, Sartre, Camus, Marek, Beauvoir et al