Will man Karlheinz Stockhausen glauben schenken, so war Mozart nur ein Kadenzenschreiber. Will man den Rockmusikkritikern glauben schenken, kennen Rockmusiker oft nur drei, vier Akkorde. Aber Spannung aufbauen, dann direkte Entspannung oder über Umwege zurück zum tonalen Zentrum ist das Funktions- und Wirkungsprinzip
von E- und U-Musik, wobei natürlich auch Ernstes unterhaltsam sein kann. Neue und zeitgenössische Musik verzichten häufig auf tonale Zentren, sind oftmals atonal. Die überkommene aber virulente Unterscheidung in Ernsthafte und Unterhaltungsmusik, wir können hier auch den Begriff Popularmusik verwenden, ist willkürlich, siehe Opera Buffa, und ihre Intention war wohl die einer Herabsetzung der Unterhaltungskultur einer bestimmten sozialen Schicht. Ein wesentlicher Unterschied besteht aber sicher in der Intention der jeweiligen Sparten-Komponisten. Im U-bereich dominiert das Lied, das Stück, in der Regel mit Längen im wenige-Minuten-Bereich. Im E-Bereich dominiert das Werk, das Opus, eine Agglomeration von harmonisch-rhytmischen und formbildenden Einfällen mit in der Regel längerer Spieldauer, die Suite, die Sonate, uvam. Zumindest muss der ernste Komponist nachgewiesen haben, daß er auch längeres Gewerke zu schaffen in der Lage ist, um als Vertreter der ernsten Sparte zu gelten. Man könnte Frank Zappa daher sicher einen ernsthaften Rockmusiker nennen, der eine veritable Oper geschrieben hat und in Frankfurt mit dem Ensemble Modern uraufführte : The Yellow Shark. Meine Meinung ist, auch Mozarts Musik hat gerockt und tut es immer noch und was gibt es ernsthafteres als I don’t know where I’m going von B. Marsden von Whitesnake, zum Beispiel.