„..die Kultur als den Prozeß der fortschreitenden Selbstbefreiung des Menschen.. “ so schreibt E. Cassirer in seinem Essay 1944*. Das ist plausibel. Wie sieht dieser Prozess aus und von was befreit er uns, können wir dennoch fragen. Diese rein anthropologische Aussage unterliegt keiner Einschränkung bezüglich einer allgemeineren Auffassung dieses Phänomens. Den expressiven Modi der Schöpfung liegt dieselbe teleologische Ausrichtung zugrunde. Wenn wir eine Befreiung feststellen, dann sprechen wir auch von einem Subjekt, welches sich seiner Geschichte bemächtigt, sprechen diesem eine beschränkte Autonomie zu. Diese Hypothese lässt zwei Aspekte aufscheinen, das Subjekt befreit sich von seiner Unterwerfung, oder emanzipiert** sich und als Folgerung, aus einer gesicherten materiellen Existenz kann man sich nicht befreien, eine Freiheit kann also nur in einem geistigen Sinne verstanden werden.

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Eine von dem teilautonomen Subjekt zu entwerfende geschichtliche Humanikone, als Ausdruck seiner Autonomie, zB. das humanistische Ideal, mit einer dazu antizipierten Bio- und Technosphäre, ist das daraus abzuleitende Anthropo-Programm. Dies ist ein nicht-materielles, vornehmlich geistiges Wachstumsprogramm mit herausragenden Renditen. Wie sieht dieser Prozess aus. Es ist ein Sublimationsprozess der eine zunehmende Affektkontrolle des Subjektes zur Folge hat. Dessen Instanziierung im politischen Raum, in der Individualsphäre stattfindet und unterlegt ist mit einer individuellen Propensität hierzu. Die Befähigung zur Kultur ist somit eine condition humaine deren Existenz alleine zur Hoffnung auf geistige Freiheit befähigt.

**emanzipation, manus capere * gleichnamiger Text von A. Pope, 1734