der philosoph und morphologe, im sinne einer komparistik internationaler kulturen, o. spengler*, von nazis womöglich liquidiert, von vielen wegen seiner gesinnung plakativ als antidemokrat characterisiert, dessen rezeption sehr unterschiedlich ausfällt, aber alleine die liste derer, die sich mit ihm kritisch auseinandersetzten, mehr als bemerkenswert ist (adorno, heidegger, cassirer, popper, musil uvam). seine vorhersagen, daß hochkulturen enden in demagogie und totalitarismus**, scheinen nicht aus der zeit gefallen zu sein. stellen wir diesem spenglerschen historizismus einmal eine strukturalistische, modernere perspektive an die seite.

populismus benennt vorgänge in einem funktionellen raum öffentlicher kommunikation, der in politischem kontext von influencern, spin doctors, protagonisten genutzt wird, um affekte, meinungen und überzeugungen von gruppen zu generieren und zu steuern.

jesus molina

zu grunde liegen semiotische prozesse. werden dadurch gesellschaftliche gruppen gegeneinander in stellung gebracht, bestehende oder behauptete differenzen zur rechtfertigung einer minderwertigkeit herangezogen und fiktive problemlösungen propagiert, sprechen wir von demagogie. ein wesentlicher funktioneller bestandteil dieses vorganges ist die verdrängung diskursiver auflösungen der bedeutung von symbolen, zeichen und begriffen. sie wird abgelöst durch eine statisch-restriktive kontextuelle einbettung in simplifizierende, lineare realitätsdedukte, zb freiheit, wobei es zu einer überladung von semiotik-elementen kommt, komplexion. die erhöhung der wirksamkeit (penetration) wird durch eine affekt-agglutination der semiotik-elemente erreicht, die auch eine erhöhung der mobiltät der zielgruppe bewirken. entfallen gegenläufige ideal-mechanismen, wie humanismus, spiritualität, nimmt die entropie zu und diese tendenz wird zunehmend unumkehrbar, eine bestätigung der spenglerschen these.

*Der metaphysische Grundgedanke der heraklitischen Philosophie, O. Spengler, Dissertation, Hofbuchdruckerei Uni Halle-Wittenberg, 1904 ** Der Untergang des Abendlandes – Umrisse einer Morphologie der Weltgeschichte, O. Spengler, Wien, Braumüller, 1918, Band 1, Gestalt und Wirklichkeit