die erfolge des lhc* sind zahlreich, aber wenig spektakulär. die ausnahme ist sicherlich der nachweis eines higgs- bosons. daneben wird geforscht über phänomene jenseits des standard-modells, super-symmetrien, quark-gluon plasma etc. das intrinsische problem des lhc liegt in dessen architektur, die in erster linie auf der proton-proton streuung beruht. die initalen hohen energien verteilen sich daher auf die diversen konstituenten dieser und ergeben dadurch eine gewisse unschärfe. das klingt nach einer konzeptuellen schwäche des lhc. wunschkandidat für noch höhere energien, aber größerer ausbeute an strukturen, die sich dabei eröffnen, zeigen, ist die myon-myon streuung, also leptonisch. der vorgänger des lhc lep fusste ebenfalls auf initialen leptonischen prozessen, der elektron-positron streuung. man kehrt also zurück zu punktförmig angenommen teilchen und deren wechselwirkung, streuung.

die von reckwitz* konstatierte krise des allgemeinen kann als entropisches phänomen aufgefasst werden, mit wachsender entropie, als zunehmende deregulierung, die nur scheinbar im widerspruch zur angenommenen politischen realität steht. im gesellschafts-politischen raum ist ebenso ein sättigungsphänomen zu beobachten.

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trotz zunehmender gesetzesflut (regulierung), sinkt deren durchsetzungsrate, ein indirekter beweis für reckwitz‘ these. allerdings ist diese sättigung (dämpfung) kein stabilitätsfaktor, im gegenteil. die aufladung von sozio-ökonomischen entitäten, gesellschaften, mit reichtum, führt zu einem zunehmend indifferenten verhältnis von subjekt und umwelt. das resultat der allgemeinen verfügbarkeit von dinglichem, in großen teilen auch überfluss, führt zu einer inversion subjektiver metrik, die ehemals exterior-prior, außengesteuert, nun zunehmend interior-prior wird und daher narzistische persönlichkeitsentwicklungen befördert. eine sphären-inversion, in welcher das subjekt seinen geltungsbereich nach außen verschiebt, ausweitet. mit zunehmender entropie nimmt ebenfalls die anzahl der intersubjekt-wechselwirkungen zu, was zu einer diffus-energetischen aufladung der gesellschaften führt, was ebenfalls zu beobachten ist. zunehmend passiv- und aktiv-aggressives verhalten im öffentlichen raum als begleitmusik der „ausweitung der kampfzone„**. die abnehmende kollineare ausrichtung der induvidien an allgemeinem ( benimm, moral, gesetz, verordnung ..), ist so ein massen-(d)effekt in der moderne.

was auf der einen seite erfordernis ist, hohe energien und punktförmige quanten (individuen), ist auf der anderen seite phänomen, aufheizung der interaktionsräume und zunehmende narzistische individualisierung. liefern analogien prediktibilität, dann droht der wärmetod nicht nur physikalisch, sondern ebenfalls soziologisch.

*large hadron collider **Michel Houellebecq, Extension du domaine de la lutte, Rowohlt, 2000 *** Andreas Reckwitz, Die Gesellschaft der Singularitäten. Zum Strukturwandel der Moderne, Suhrkamp, Berlin 2018,