„lhre Entdeckung des Widerspruchs hat mich auf’s Höchste überrascht und, fast möchte ich sagen, bestürzt. . . Jedenfalls ist Ihre Entdeckung sehr merkwürdig und wird vielleicht einen grossen Fortschritt in der Logik zur Folge haben, so unerwünscht sie auf den ersten Blick auch scheint.“* So Gottlob Frege an Bertrand Russell 1902. Schon fast entzückend heutzutage, die redliche Art und Weise dieses Eingeständnisses einen Fehler gemacht zu haben in seinem Brief an den Kollegen in England , aber auch sonst. Und es ging um viel (Logizismus). Denken wir an die Auseinandersetzung Einstein, Hilbert, dann gewinnt Freges Verhalten noch mehr Respekt. Integrität, Lauterkeit, Aufrichtigkeit, für Menschen seines Formates eine Selbstverständlichkeit, fest codiert. Hier trifft der Begriff Ehre auf einen Großen, verbindet sich mit ihm zu einem einzigen Vorgang : ein genialer Wissenschaftler mit höchsten moralischen Ansprüchen, an sich selbst. Was für ein Glück, für uns, die trachten, nach Wissen und dem Richtigen.

Kennt man die Bedeutung des Lebens, dann fällt es einem leicht, diesem einen Sinn zu geben. Alternativen hierzu gibt es, Materialismus, der immer mehr zur Geldgeilheit, überhaupt zur Geilheit verkommt und Zynismus** in seiner karrikierten Form. In seinem sprachphilosophischen Text * führt Frege den Begriff Sinn ein. Die Begriffe Funktion, Begriff, Gegenstand, Bedeutung gingen voraus in seinen Aufsätzen über Logik und Sprachphilosophie. Man könnte annehmen, der Begriff Sinn sei eine Selbstverständlichkeit in diesem Zusammenhang. Das ist offenbar nicht so. In Anlehnung an Cantor hat er diesen aufgenommen, um einer möglichen Trivialisierung von Aussagen (Identitätsurteilen) des Types I (a,b), wobei a und b singuläre Termini sind, zu entgehen. Illustrativ ist in diesem Zusammenhang das Schauen auf die Seitenhalbierenden in Dreiecken (euklidisch) die sich in einem Punkt schneiden, dem Schwerpunkt, der sich unterschiedlich konstituiert.
*Gottlob Frege, Über Sinn und Bedeutung, Reclam, Stuttgart 2019: Funktion, Begriff, Bedeutung. Fünf logische Studien. Hrsg. G. Patzig, Vandenhoeck; Function und Begriff. Vortrag gehalten in der Sitzung vom 9. Januar 1891 der Jenaischen Gesellschaft für Medicin und Naturwissenschaft **HWPh: „..die Karikatur des ungepflegt-dreckigen, schamlosen und schmarotzerischen Bettelphilosophen gegenüber, für den religiöse und ethische Werte nichts gelten“