Am 9. April 1991 verstarb Max Frisch. Die Beerdigung fand in der Stiftskirche St. Peter in Zürich statt. Der Agnostiker Frisch lud hierzu ein, bat die Kirchenoberen darum, seinen Sarg in dieser Kirche während der unchristlichen, säkulären Andacht ohne geistlichen Anteil zu dulden und gab noch schriftlich Anweisungen zu dem nachfolgenden Leichenschmausmenu und der Endlagerung seiner sterblichen Überreste, seiner Asche, die wohl von Eingeweihten verstreut werden sollte, irgendwo, wie er schrieb. Der Großschriftsteller und Architekt Max Frisch gab mit dieser Veranstaltung Anlass zur Diskussion und gar zu einer Wiederbelebung eines Diskurses, welche auch zu diversen Veröffentlichungen führte. Nicht zuletzt der Philosoph und Soziologe Jürgen Habermas, Vertreter der Frankfurter Schule in zweiter Generation, meldete sich mit seinem Essay „Ein Bewusstsein von dem, was fehlt“ zu Wort. Dieser erschien zusammen mit Beiträgen der Herausgeber und anderer dann in einem Suhrkamp Taschenbuch mit gleichnamigem Titel. Die Behausung der Großhochzeit unseres bekennenden areligiösen Finanzministers Lindner in einer sylter Kirche, ca. dreissig Jahre danach, gab ebenso Anlass zu Diskussionen in der Medienlandschaft, die allerdings von keiner Seite in einer denkwürdigen, gar vertieften Art und Weise geführt wurde. Die disparaten Kernelemente dieses damaligen Diskurses sind immer noch deutlich und mit den Begriffen Glauben und Wissen zu benennen und ebenso deutlich ist die unauflösbare Verschränkung dieser beiden Kategorien des Denkens. Die aktuellen populistischen Strömungen in Gesellschaften erodieren allerdings die eingeübten Grenzen dieser beiden Kategorien.