die wahrheit, nichts als die nackte wahrheit. in der tat, die figürliche darstellung der wahrheit als veritas war die einer nackten, nichts umhüllte sie, verbarg, schmeichelte. die wahrheit sieht anders aus. das ist festzustellen im individuellen, persönlichen umgang mit der wahrheit, der auf eben solchen erfahrungen gründet. neben dem dickicht von klugen definitionen, analytischen setzungen und v.a.m. was wahrheit ist, können wir hier eine vereinfachende arbeits-hypothese verwenden. wahrheit ist eine summarische (formal)-sprachliche darstellung der bewerteten kontextuellen bezüge einer tatsachen-entität im sinne eines homomorphismus. aber nehmen wir es mit der wahrheit einmal nicht so genau, es wird dann etwas übersichtlicher. ergänzend hierzu sind individual-, kultur-, .. basierende sets (kulturrelativismus) von bewertungskriterien und qualitativ- quantitativen skalen in diesen hervorzuheben.

eine kritische würdigung der differenzen dieser sets, individuelle oder gruppenbezogene (kulturell, geographisch, soziologisch, schicht, klasse,..), hat eine aktuelle relevanz vor dem hintergrund der veränderung (aufspaltung, differenzierung) derselben. eine zunahme der sets und deren ausdifferenzierung führt zwangsläufig zu einer breiteren verteilungsfunktion. in deren folge kommt es zu einer abnahme der untermenge der „allgemeinen“ sets, ethische standards z.b., also, verkürzt, zu einer **“krise des allgemeinen“, der allgemeinen sets.

* “VERITAS FILIA TEMPORIS», Erdonzello, Public Domain Mark 1.0.

**Die Gesellschaft der Singularitäten. Zum Strukturwandel der Moderne, Reckwitz, Suhrkamp, Berlin 2017