man kann nicht nicht-kommunizieren**, schreibt Watzlawick, aber kann man kommunizieren ohne Geltungsanspruch, anders, gibt es eine diskursfreie Kommunikation, also uneigentliche Rede***, Gerede. Die idealtypische Rede fusst zuallererst darauf, keine Täuschung der Sprechintentionen zuzulassen. Diese Sprechereigenschaft wird im religiös-ethischen Kontext gefordert, im buddhistischen, christlichen (Du sollst kein falsches Zeugnis ablegen), u.a.m. Sie setzt also eine Wahrhaftigkeit der am Sprechakt Beteiligten voraus. Akzeptieren wir dies, nehmen wir an der Vernunft teil. Kann es einen kontra-faktischen Geltungsanspruch geben, ohne den Begriff Wahrheit.

da Vinci, das Abendmahl, Judas, Petrus, Johannes

In der Tat, die Lüge impliziert einen solchen Geltungsanspruch, sie ist also diskursiv, aber ebenso Gerede. Wahrheit hat eine intrinsisch-teleologische, positive Eigenschaft, eine Dynamik zur Weiterentwicklung. Die Lüge ist heillos, letztlich ein Unheil für den Lügner. Die häufigsten Lügen sind Folge und Ausdruck eines Schamgefühls, sie dienen zur Verdeckung der eigentlichen Intention des Sprechenden : Neid, Habgier, Bösartigkeit, Hochmut, .. In seiner Verdeckungsabsicht zeigt der Lügner allerdings sein Gewissen. Wie erfrischend hingegen sind starke Persönlichkeiten, die amoralisch, ehrlich und offen sind. Diese Stärke könnte schon fast vernünftig sein.

*J. Habermas, Theorie des kommunikativen Handelns, Frankfurt am Main, 1981

**Pragmatics of Human Communication. A Study of Interactional Patterns, Pathologies, and Paradoxes, Paul Watzlawick, Hogrefe, Bern 2017

***M. Heidegger, Sein und Zeit, Tübingen 1967