The girl’s body turned up in a vacant lot in Colonia Las Flores. She was dressed in a white long-sleeved T-shirt and a yellow knee-length skirt, a size too big. Some children playing in the lot found her and told their parents. One of the mothers called the police, who showed up half an hour later. The lot was bordered by Calle Pelaez and Calle Hermanos Chacon and it ended in a ditch behind which rose the walls of an abandoned dairy in ruins. There was no one around, which at first made the policemen think it was a joke.

There were no deaths in July. None in August either.**

So oszilliert der Text zwischen Individualisierung und Generalisierung der Opfer und der Umstände von geschlechtsspezifischer Gewalt. Es stellt sich mir die Frage, welche Relevanz dieses Oszillieren im Roman** für die Repräsentation von Feminiziden hat und welche Zwecke es verfolgt. Zudem lenkt Bolaños Text meine Aufmerksamkeit auf die Funktionen der parallelen Strukturen und der kühl-distanzierten Sprache der Erzählinstanz.*** Die in höchstem Maße verstörenden, realen Ereignisse in Juarez, finden ihre literarische Entsprechung in dem Teil A parte dos crimes von R. Bolaños Roman 2666. Die Ereignisse dort spielen in der fiktiven Stadt Santa Teresa.

Un oasis de horror en medio de
un desierto de aburrimiento*

exile on main street

beggars banquet

Eine Erklärung für dieses menschliche Schandmal, ein Fanal, enthält der Roman nicht. Das Erscheinen dieser Ereignisse lässt sich wohl kaum auf eine Perversion, pathologisch-kriminelle Disposition, auf Einzeltäter, eine Bandenproblematik im Bereich Drogenkriminalität, auf religiös-kultische Handlungen, auf irgendetwas gerade noch Fassbares zurückführen. Wahrscheinlich scheint mir das Unfassbare : die Befriedigung der reinen Mordlust in einem touristischen Sinne, in Veranstaltungen, die das blanke Morden zum Ziel haben, vielleicht für Grenzgänger aus den US. Das codierte Böse feiert also Urstände in failed States oder Regionen, die in Korruption und Misogynie untergegangen sind.

*Charles Beaudelaire, Les fleurs du mal, Poulet-Malassis et de Broise, Paris 1857 ( Die Blusen des Böhmen), Le voyage, „Une oasis d’horreur dans un désert d’ennui !

**Roberto Bolaño, 2666, Hanser, 2009, Translation © 2008 by Natasha Wimmer

***Ana Nenadović, B. Huss (Hg.), Diebstahl/Furto: ein casus literaris aus Genderperspektive. Freie Universität Berlin 2021.