denken wir an ein Allgemeinstes, dann ist das sicher ein Abstraktum, wie z.B. die Menge aller Mengen, die sich nicht selbst enthält, oder besser die Russelklasse*, aber wir könnten auch versucht sein die Russelsche Antinomie ohne Typenlehre dadurch aufzulösen, daß wir die Bildung der Mengen parametrisieren.

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Der enstehende infinite Regress soll uns erst einmal nicht schrecken. Aber wenden wir uns doch der Soziologie zu. Wenn wir A. Reckwitz** folgen, was ein Leichtes ist und am Ende geboten, dann können wir schlußfolgern, daß diese Krise eine humanistische Krise ist. Ich will noch einmal Reckwitz bemühen und sagen, diese Krise ist eine finale und „das Ende der Illusionen“***. Der Desillusionierung können nun eine Elitediskussion, eine gesellschaftliche Spaltung, eine spirituelle Erneuerung, eine Krise der Demokratie … folgen. Wir wissen es nicht. Die Dynamik der Transformationsprozesse ist zu groß und diese sind zu divers, um verlässliche Abschätzungen treffen zu können. Ob dieser Entwicklung das Versagen der politischen Klasse, der Kleinfamilie, der Bildungseinrichtungen, des Klerus, der kapitalistischen, warenorientierten Verschwendungsökonomie zugrunde liegen oder dies eine Folge eines noch nicht wahrgenommenen und verstandenen Ursachenkomplexes ist, ist ebenso unklar. Eines scheint jedoch gewiss, die zunehmende, allgemeine Akzeptanz einer Pseudoautonomie der Meinungstragenden, verbunden mit dem Verlust an allgemeiner Integrität und der Zunahme von Widersprüchen in allen Werte-und Skalenbereichen der Gesellschaften. Das objektivierbare Allgemeine und sein Gestaltungspotential gehen unter im Rauschen der Meinungen. Das weit in das 20. Jahrhundert hinreichende allgemeine Pflichtgefühl für das Allgemeine erodierte zugunsten zweier Gefühle : Selbstwirksamkeit und vermeintliche Freiheit des Individuums. Es bedarf einer soziologischen Theorie einer allgemeinen Relativität, die nicht rein deskriptiv ist, die uns Vorhersagen möglich machte.

*Principia Mathematica. Vorwort und Einleitungen. Alfred North Whitehead, Bertrand Russell, Kurt Gödel. Suhrkamp 2008

**Die Gesellschaft der Singularitäten. Zum Strukturwandel der Moderne. Suhrkamp, Berlin 2017

***Das Ende der Illusionen. Politik, Ökonomie und Kultur in der Spätmoderne. Suhrkamp, Berlin 2019