Abdel Karim machte sein DEUG an der UTLN in La Garde und ich übersetzte am Institut technische Manuals ins Französische, mehr schlecht als recht, und versuchte ein ellenlanges, über Jahre gewachsenes, auf einem Epson-Laptop und von etlichen Autoren geschriebenes, undokumentiertes Basic- Programm in ein Ablaufdiagramm umzusetzen, grande catastrophe. Manchmal fuhren wir hoch auf den Mont Faron,

Mogador

einmal mit einem selbstgebauten Kastendrachen, der vom Mistral getrieben, immerhin war es schon Anfang November, weit hinaus flog, dort dann still stehend verweilte und AKs kleiner Bruder vor Entzücken über dieses Ereignis und zu unserer Freude tanzte und lachend und prustend in die Hände klatschte. Die Hafenkneipe in Sichtweite der Clemenceau, eine Porte-Avion mittlerer Größe, war ein Treffpunkt obskurer Gestalten, Arbeitslose, Streuner, Drogensüchtige, Prostituierte und Kleinkriminelle in die wir einmal zufällig hineinstolperten und beim Verlassen prompt von einem Betrunkenen mit einem Stillett bedroht wurden. Christian, dessen Vater aus dem Maghreb kam und mit einer Deutschen verheiratet war, klärte die Lage souverän mit unmißverständlichen Drohgebärden und wüsten Beschimpfungen, über die wir uns noch lange kugelten vor Lachen. Jetzt sitze ich im Cafe de france und warte auf Abdel Karim, wieder ist es November, diesmal in Mogador. Der stetige Abendwind trägt die feucht-satte Atlantikluft in die Stadt, die ein besonderes Licht hervorbringt, und alles mit einer bildhaften Unschärfe versieht, schon fast pointilistisch verfremdet. Der Muezzin ruft und seine Rufe verhallen in den Gassen der Kasbah, manche sinken nieder hinter ihren Verkaufsständen und mit geschlossenen Augen versinken sie in ihrem Gebet. Alain ! höre ich Abdel Karim von weitem rufen.