am Zaun der Klassik.* Dieses schöne Bild und kluge Bemerkung lässt uns folgern, daß man entweder von der umzäunten Klassik**-Domäne nach draußen schaut, auf die Wildheit des barocken Bewuchses außerhalb, oder hineinschaut in das bewahrte Refugium der ungezügelten, blühenden Natur von Scarlattis Sonaten. Menke*** spricht gar von Deterritorialisierung, bezogen auf Scarlattis Umgang mit Tonarten. Beide Bemerkungen führen uns zu der Erkenntnis, standortunabhängig und mit kleinen Implikationen, daß hier ein Gegensatzpaar behauptet wird, welches Beachtung verdient : Freiheit gegen Pflicht, Regelwerk, oder anders formuliert, Tondichtung vs Absolute Musik. Neben der Tatsache, daß Gegensätze oftmals illustrativ sind, bietet diese Erkenntnis nichts grundsätzlich Neues.

ebenso Horowitz, Moscow 1986

Die spätbarocke Freiheit der Sonate gegen das Regelwerk der doch strengen Sonatensatzform in der Klassik findet Parallelen im recht freizügigen basso continuo und der streng ausgefeilten Kontrapunktik in der Kunst der Fuge, oder auch atonale Erosionen in der Spätromantik, zB. bei Wagner, vs 12-Ton-Musik. Conclusio, keine, vielleicht ein Verdacht, Freiheit braucht Regeln, um sich voll entfalten zu können.

* Dr. B. Zuber, Wilde Blumen am Zaun der Klassik. Das spanische Idiom in Domenico Scarlattis Klaviermusik, Musikkonzepte, 1986; **Epoche, ***GMTH Proceedings 2002, Gesellschaft für Musiktheorie, Domenico Scarlatti – eine Flaschenpost, München, 2002