Über die Tugenden gibt es kaum grundlegende Differenzen. Kirchenväter und Philosophen legten zwar unterschiedliches Gewicht auf die einzelnen Tugenden des jeweiligen Kanons, aber im Grunde herrschte doch Einigkeit. Die einzelnen Beiträge sind zuweilen unterschiedlich in ihrer Verbindlichkeit, aber auch bezüglich ihrer Herkunft. Der paulinische Beitrag „Glaube, Liebe, Hoffnung“ hierzu, wird unter Christen als eingegossen characterisiert.

Platon, © gemeinfrei

„This principle of emergence is as pervasive a philosophical foundation of the viewpoint of modern science as is reductionism.” , Philip W. Anderson. „Gotteskindschaft“ als reduktionistische Repräsentanz unter der Zuhilfenahme der Emergenz von Bewußtsein und Gewissen. Ein rechtes Leben, das sich an den Tugenden orientiert, die ebenso in den Dekalog, mit Ergänzungen, Einzug gehalten haben, wird unterstützt durch die Instanziierung einer kollektiven Leistung unserer Spezies, das stammesgeschichtliche Ergebnis aller Bemühungen, einen tragenden Selbstentwurf in der Schöpfung zu entwerfen, unser Gewissen. Dieses taugt nicht nur zur Qualifizierung von Kombattanten im Bereich ethisch-moralischer Weiterentwicklung, als deren Betrachter, sondern es ist auch ein probates Mittel zur Selbstoptimierung bezüglich des eigenen Handelns. Die hierbei sich zeigenden Stolpersteine sind Gegenstand eines goetheschen Aphorismus : Der Handelnde ist immer gewissenlos; es hat niemand Gewissen als der Betrachtende. Die Antagonisten Wahrheit und „falsches Zeugnis“, stellen einen dialektischen Grundwiderspruch im persönlichen wie im gesellschaftlichen Leben dar. Der nahezu durchgängige, alltägliche, auch medial befeuerte Gebrauch der Unwahrheit, der dreisten Lügen, wird von deren Protagonisten für, in der Regel, persönliche Profite instrumentalisiert, bei deren Aufdeckung die Folgen dann ausgesessen und banalisiert werden. Die hierfür verantwortliche „Geisteshaltung“ ist die von Hasardeuren, Bankrotteuren , Betrügern an einem kulturellen Welterbe, dem Streben nach Wahrheit und Erkenntnis. Der zugrunde liegende Mangel an characterlicher Integrität wird von diesen ins Positive verkehrt und sozusagen mit dem Stempel „survival of the fittest“ versehen. In der Summe ist dieses Verhalten ein Abgesang auf, in der Konsequenz, alle Werte, die mit einer menschlichen Kultur zu identifizieren sind, mit durchaus auch ernsten Kollateralschäden. Wie können wir den goetheschen Aphorismus verbessern ? Ein Versuch : Der gewissenhaft Handelnde, ist der zu betrachtende; der Gewissenlose, ist der zu belachende. Zu belachen ist nicht dessen Mangel, ist also keine Schadenfreude, es ist ein rire homérique, ein Lachen über Ares, der im unsichtbaren Netz gefangen ist mit seiner Aphrodite, eine Groteske also, über den Kriegsgott, der zuallererst die Wahrheit opfert, dann aber doch gefangen wird, von Hephaistos.